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LKW fahren ist nicht einfach nur von A nach B

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Es ist mehr als das.

Immer wieder liest man von Leuten, die einen regelrechten Hass auf uns haben, dass wir eh immer nur von A nach B fahren und mehr nicht.

Doch das stimmt nicht. Der Beruf des Berufskraftfahrers ist mehr als nur das Stumpfe fahren von A nach B, meist über mehrere Tausend Kilometer in der Woche. Doch nicht nur das. Wir das ganze drumherum sieht man als „Otto Normalo“ gar nicht. Und nein das was jetzt kommt ist auch kein Rumgeheule, wie es ja von eben jenen „Otto Normalo“ immer wieder gerne behauptet wird.

Ich habe es schon in meinem Artikel den ich vor 2 Jahren geschrieben habe versucht zu erklären, was unseren Beruf ausmacht. Gut ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass jeder liest.

Eine kleine Aktion

Wie man aber oben auf dem Bild erkennen kann, gibt es Momente in diesem Beruf, die kann uns keiner nehmen. Genau aus diesem Grund läuft momentan wieder eine Aktion, in der LKW Fahrer 10 Tage lang auf Facebook Bilder posten um zu zeigen, was andere eben nicht sehen.

Gut, dies spiegelt nur einen ganz kleinen Teil dessen wieder, was in unserem Beruf los ist. Die Bilder werden dann mit dem Text:

Es sind diese Momente, diese Menschen für die wir diesen Job machen und Woche für Woche auf´s Daheim sein verzichten.

Da unser Ruf nicht der beste ist und viele nicht verstehen, warum wir auf so viel dafür verzichten, hoffe ich die 10 in den kommenden Tagen markierten Personen ebenfalls zu motivieren für zehn Tage lang zu zeigen, warum wir tun was wir tun und ebenfalls zehn Leute dazu zu motivieren.

Am Tag XX nominiere ich XX ebenfalls für die nächsten 10 Tage zu zeigen, warum er diesen Beruf macht.

Darunter wird dann ein schönes Bild gepostet.

Wie gesagt, es spiegelt nur einen geringen Teil dessen wieder, was wir jeden Tag erleben.

Viele von denen da draußen, die der Meinung sind, das wir eh doch nur Stumpf von A nach B fahren und irgendwo nicht begreifen, auf was wir alles verzichten, werden dadurch auch nicht von Ihrer Haltung kuriert. Doch ich finde es ganz lustig, hier mal Bilder von unterwegs zeigen zu können, von den Dingen, die andere nicht in Ihrem Beruf erleben können. Klar, ein Arzt beispielsweise erlebt andere schöne Dinge in seinem Beruf, oder wer auch immer.

Für mich ist und bleibt dieser Beruf ein Traumberuf. Egal was andere sagen, warum andere was nicht verstehen, warum wir machen, was wir machen.

Es ist jeder herzlich eingeladen, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Es ist kein muss.

Wir fahren nicht stumpf von A nach B

Doch zurück zum eigentlichen Thema. Warum wir nicht einfach nur Stumpf von A nach B fahren…

Gut, das fahren eines LKWs ist nicht unbedingt der Job, wo man permanent körperlich schwere Arbeiten verrichtet. Sieht man ja auch an den ganzen „Wohlstandbäuchen“ die wir Fahrer hier und da mit uns Rum schleppen.

LKW fahren heißt über einen längeren Zeitraum, meist über mehrere Stunden täglich, hochkonzentriert zu sein, um nicht wie es leider täglich vorkommt, z.b. einen Stau von hinten aufzurollen. 

Wir sind diejenigen, die wissen müssen wie Sie von A nach B kommen, wie man die Ladung am besten auf der Ladefläche verteilt, wie diese zu sichern ist etc. Es ist vieles was es in unserem Beruf gibt, als nur das Kilometer lange fahren zum nächsten Kunden. Zu viel um es aufschreiben zu können, da jeden Tag was neues kommt.

Es ist kein 8 Stunden Job

Ich habe mal irgendwo eine Frage gelesen, wo einer wissen wollte, ob der Beruf des LKW Fahrers schwerer sei, als der in einem Büro. Da kann ich nur sagen: Ja ist er. Alleine schon, weil bei uns die psychische und auch die körperliche Belastung höher ist, die Verantwortung anderen gegenüber eine höhere ist. In einem Bürojob geht man nach 8 Stunden nach Hause (Überstunden rechne ich hier nicht mit), während man im Fernverkehr sein „Büro“ nur zum Be- und entladen und mal in der Pause verlässt. Ansonsten, wie man es gerade bei den Fahrern aus Osteuropa sehen kann, Wochen- bzw. Monatelang im LKW bleibt, bevor man nach Hause kommt um dann hoffentlich noch seine Familie antrifft.

Das alles hat man bei einem Bürojob nicht wirklich. Sollte man mal drüber nachdenken.

Verzicht auf…

Den Beruf des LKW Fahrers zu wählen heißt, zumindest im Fernverkehr, auf soziale Kontakte zu verzichten. Nicht immer kann man mal eben zu Arzt gehen, vor allem weil es schwer ist mit einem 40 Tonner beim Arzt zu parken. Gut man könnte sich auch nen Taxi rufen.

Auch im Nahverkehr so wie ich es seid ein paar Jahren mache, ist es nicht leicht, verzichtet man auch auf vieles. Ich fange früh morgens an, komme meist erst spät wieder. Häufig sehe ich meine Kinder nicht und nur zu oft reicht die Zeit um eben was zu essen und dann ins Bett zu gehen, weil man wieder früh raus muss.

Wären da nicht Leute wie die 2009 verstorbene „Oma Hildegard“ oder die ebenso unter den Fahrern (ich glaube auch mittlerweile verstorbene) berühmte Uschi an der B252 in Simtshausen, die uns das Leben erleichtern, in dem Sie einfach nur da sind und ein offenes Ohr für unsere Nöten und Sorgen haben. Doch leider werden diese Menschen immer weniger. Und doch sind wir dankbar das es Sie gibt.

Sicherlich hat der Beruf auch seine schönen Seiten, die zwar wenig sind, aber zu oft in den Vordergrund gehoben werden, nur um den Nachwuchs zu locken. Die Nachteile werden dabei erst gar nicht erwähnt.

Man sollte bedenken, dass es massive Gründe gibt, warum viele Quereinsteiger nach Ihrer „Ausbildung“ diesen Beruf gerade nicht wählen…

  1. Sehr gut geschrieben Christian……
    Das teile ich doch mal. …..

    Ja , so Menschen wie unsere Oma Hildegard , ihr Stefan uvm sind uns mit der Zeit abhanden gekommen…
    Mir persönlich fehlen sie sehr. Das waren Anlaufpunkte für viele von uns , wo wir mit einem strahlen im Gesicht schon Kilometerweit vorher drauf zu gefahren sind…

    • Ja, ich bin früher gerne bei Uschi in Simtshausen vorbei gefahren, eben fix nen Frühstück und weiter ging es.

  2. Ute

    Sehr realistisch geschrieben. Schön.

  3. Helmut Eckert

    Ich fahre jetzt auch schon über 30 Jahre, 17 Jahre Fernverkehr Europa und jetzt seit 13 Jahren Nahverkehr im Stahlverteilerverkehr. Zu meinem Glück konnte ich mir meinen Bekanntenkreis in mühsamer Kleinarbeit wieder „zurückerobern“, was echt ein Problem dieses Berufes ist. Und seit Jahren kommen hin und wieder, beim Thema Beruf, diese Aussagen auf den Tisch, die jeder von uns schon mal gehört hat: “ Ihr habt es doch schön, den ganzen Tag nur spazieren fahren“…. usw, usw. Da werden dann die ganzen Mühen sämtlicher Berufe hergenommen, um mir zu erklären, wie schwer „ihr“ Beruf sei. Anfangs hab ich, oft Stunden lang, versucht, meinen Beruf zu „entschuldigen“ und als das darzustellen, was er nun mal ist, schwer. Mittlerweile frage ich bei solchen Unterhaltungen, nachdem sich alle ausgesprochen haben, als letzter: „Was passiert, wenn ihr in eurem Beruf, beim ausführen eurer Tätigkeit, kurz einnickt, oder mal für ein paar Sekunden unaufmerksam, abgelenkt seit?“ Nach kurzer Sprachlosigkeit, müssen die meisten zugeben: eigentlich nichts schlimmes. Beim Maschinenbediener kann ein Teil kaputtgehen und lauter so ähnliche Dinge kommen auf den Tisch. Und nun, sag ich dann immer, denkt mal kurz nach was passiert, wenn mir das passiert, mit 40 Tonnen, im dichten Verkehr. Und deshalb ist dieser Beruf einer der anstrengensten den es gibt.

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LKW fahren ist nicht einfach nur von A nach B

by Christian time to read: 8 min
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