Seit nunmehr 30 Jahren übe ich diesen Beruf aus. Eine Zeitspanne, die viele in diesem Job nicht geschafft haben. Gut, das ist jetzt auch nichts Besonderes, denn es gibt auch genug andere, die fahren genauso lange oder noch länger als ich (liegt auch mit am Alter).
Eigentlich schon von klein auf, wollte ich LKW fahren. Mein Vater war schon BKF, hat mich früher immer mitgenommen. So genau kann ich das nicht sagen, ich denke mal, es war mit 6 oder 7 Jahren, als sich der Gedanke gefestigt hat.
Aber erst einmal kamen die Schule, dann die Ausbildung, Bundeswehr. Dann aber… Dann gings los. Beworben habe ich mich damals, Mitte der 1990er Jahre, bei einer Stückgut Spedition in Brilon. Da dann mit den kleinen 7,5-Tonnern im Verteilerverkehr, später zu einer anderen Spedition gewechselt in den Fernverkehr. Auch nur mit einem 7,5-Tonner mit Tandem. Da blieb ich dann erst mal für viereinhalb Jahre. Quasi bis zum Ende, weil die Bude dann schließen musste. Pleite. Aber eine geile Zeit war es trotzdem.
In der Zeit hatten sich auch reichlich Punkte angesammelt, durch Überladung, zu schnelles Fahren etc. Hieß dann für mich erst mal den Lappen (damals war es noch der rosane zum Falten) abgeben, MPU. Ja, auch wegen zu vieler Punkte. Damals waren noch 18 erlaubt, musste man zur MPU.
Das zog sich hin, anderthalb Jahre. In der Zeit habe ich eine Umschulung zum IT-Kaufmann gemacht und Linux als Betriebssystem für mich entdeckt, was auch die Anleitungen hier auf der Seite erklären. Computer fand ich schon immer faszinierend.
Nun ja, zu Beginn der Umschulung hieß es, es werden IT‑Kräfte gesucht bis zum Abwinken, daher wurde auch alles in solche Umschulungen gesteckt, was nicht bei 3 auf dem Baum war. Nach der Umschulung? Kein freier Job mehr da. 2 Jahre also für den Arsch. Egal. Dann versuchen wir halt den C/CE zu bekommen, was dann auch übers Arbeitsamt via Grundqualli möglich wurde. Am Ende der 6 Monate konnte ich noch die externe Prüfung ablegen, sodass ich eben nicht nur als Hilfsarbeiter mit Führerschein galt, sondern als Berufskraftfahrer.
Seitdem nicht einen Tag wieder erwerbslos gewesen. Klar, in den 30 Jahren kann man vieles durchlaufen, oder auch nicht. Das liegt bei einem selbst und auch an den Arbeitgebern.
In der Firma, in der ich auf dem 7,5-Tonner im Fernverkehr war, konnte ich auch mal in die Dispo schnuppern, für ein halbes Jahr. Das war recht interessant und hatte mir, ohne es zu dem Zeitpunkt zu wissen, das eine und andere Türchen geöffnet.
Denn hinterher, als ich bei der vorletzten Spedition angefangen hatte, habe ich mich zum Ende hin gewissermaßen selbstverwaltet.
Hauptsache fahren.
Mit dem C/CE‑Führerschein ging es dann auf große Fahrt. Schon im Praktikum, das man im Anschluss an die Grundqualli machen musste, hatte ich einen Job in der Tasche und bin mit dem LKW zur „Abschlussfeier“ angereist. Ich hatte noch Ladung auf dem Auto, die ausgeliefert werden wollte. Jedoch blieb ich bei der Spedition nicht lange, da der Fuhrparkleiter lediglich den Satz „Weiterfahren und beobachten“ kannte, was mir dann in Gotha ein Ersatzfahrzeug bescherte. Ein „lustiger“ Arbeitskollege war der Meinung gewesen, es wäre geil, dem neuen die Radmuttern an der Hinterachse zu lösen.
In der Spedition gab es keinen Zusammenhalt, dafür aber Neid. Gut, den Zusammenhalt gab und gibt es in der Speditionsbranche so wie so nicht, aber hey, Radmuttern lösen? Nur weil man neidisch darauf ist, dass man ein »besseres« Auto bekommt, um das ich nicht mal gebeten habe? Ja, ich hatte aufgrund der Grundqualli mehr Scheine in der Tasche als andere Fahrer in der Spedition. Ich durfte Gefahrgut fahren und nicht nur das, was jeder darf. Ich hatte fast keine Begrenzung, da ich nicht nur den Basisschein hatte, sondern auch den Aufbaukurs Tank gemacht habe. Dazu noch Staplerschein und Kran. Und Fahrer mit Gefahrgutschein bekamen in der Spedition einen Actros, der Rest musste Iveco fahren.
Nach wie vor, ich habe nicht darum gebeten, das hat die Tochter vom Chef entschieden. Egal. Lange war ich nicht dort. Danach ging es auf einen Kühler. Der Kerl von meiner Schwiegermutter hatte das vermittelt. Ich war auch nur kurz, ein halbes Jahr glaube ich, aber interessant.
Dann folgten 2 Jahre Niederlande. Zunächst bei Altinus Claßen in Hogeveen Schubboden fahren, von da aus nach NTM in New Amsterdam auf einen Silo. Von beiden Firmen ist nur noch NTM geblieben, aber auch die gehört mittlerweile einer deutschen Firma.
Bei NTM habe ich nur deshalb aufhören müssen, weil es dem damaligen Chef ein Dorn im Auge war, dass ich in Deutschland nur bis 40,8 Tonnen Gesamtgewicht geladen hatte. Er hätte es gerne gesehen, wenn ich bis 42 Tonnen lade, angeblich, weil die das durften. Bei keiner Firma, wo ich geladen hatte, hat man mich bis 42 Tonnen geladen.
Weiter auf einen Silo.
Steinkohle entladen in Kolding DK | Mein eigenes Feld mit Autobahnabfahrt in DK |
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Hier war ich dann für ca. 5 Jahre. Das erste Mal gutes Geld verdient. Auch wenn es sich hinterher herausstellte, dass man hier in einer firmeninternen Zeitarbeitsfirma tätig war.
In dieser Zeit haben wir dann in dieser Leihbude einen Betriebsrat gegründet. Jedoch konnten wir aufgrund der geringen Mitarbeiteranzahl keinen größeren Betriebsrat gründen, sondern nur einen Betriebsobmann stellen. Und der mit der größten Klappe wurde es. Ich.
Es war eine interessante und lehrreiche Zeit, dazu noch die Tätigkeit in einer auf Gewerkschaftsstrukturen basierenden Vereinigung aktiv, was auch mit der Grund für diesen Blog war und ist.
Gewerkschaft will kaum einer. Gründe dafür gibt es viele, ob die alle so richtig sind, habe ich schon in anderen Artikeln auf diesem Blog durchgeackert. Ich selbst bin Mitglied bei ver.di. Auch wenn sich dadurch nichts für alle ändert, so habe ich dennoch Hilfe zur Hand, wenn ich bezüglich Arbeitsrecht welche benötige.
Als das bei Lente in die Brüche ging, was daran lag, dass ich einen Job bei einem Unternehmen direkt vor der Haustür gefunden hatte, bin ich erst einmal Schnittholz und andere Dinge gefahren.
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Auch hier blieb es bei nur 4 Jahren. Dann folgte eine Zeit, in der ich mehrfach die Firmen gewechselt habe, weil es vieles gab, was mich störte. Entweder war es das Geld, das versprochen, aber nicht gezahlt wurde, die langen Arbeitszeiten von bis zu 17 Stunden am Tag oder eben anderes.
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Ja darunter fällt auch ein “kurzer” Auftritt bei Rhenus Logistik. |
Klar, natürlich nur dann, wenn man auch will. In 30 Jahren kann man viel sehen, man kann aber auch viel lernen. Ich zähle mich zu den Leuten, die auch nach 30 Jahren sagen: Ich weiß weiterhin nicht genug und ich kann auch nach all der Zeit noch etwas dazulernen.
Es gibt nicht gerade wenige Fahrer, die sehen das anders. Da gilt das Motto: »Ich fahre nun schon XX Jahre, mir bringt keiner mehr was bei!«
Ja, so kann man denken, ist dann aber doof. Die Technik entwickelt sich weiter, Abläufe ändern sich und alle gesetzlichen Regelungen kennt man auch nicht. Aber dafür gibt es u. a. diese Seite. Das nur nebenbei.
In den 30 Jahren hat sich mit dem einen und anderen Fahrer so manche Freundschaft entwickelt. u. a. auch mit einem meiner besten Freunde. Den kenne ich schon 30 Jahre. Quasi von Tag 1 an, als ich mit dem Fahren angefangen habe. Wir waren zusammen bei so mancher Spedition und haben dort das „Chaos verbreitet“.
Einen anderen engen Freund habe ich letztes Jahr leider verloren. Er selbst starb durch einen LKW-Unfall. Aber auch hier weiß ich: Wir sehen uns eines Tages wieder.
Und ja, auch viel gesehen habe ich in den vergangenen 30 Jahren. Österreich, Dänemark, Niederlande, Frankreich, England usw. Die Straßen von Westeuropa waren zeitweilig mein Zuhause. Zum Leidwesen meiner Frau und auch meiner Kinder. Meine Tochter wusste nicht mehr, wer ich war. Daher hieß es, Reißleine ziehen. Ab in den Nahverkehr.
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Nun, was soll ich sagen? 30 Jahre sind eine lange Zeit. Ich habe es schon mehrfach geschrieben. Man sieht viel. Auch viel, was man besser nicht sehen sollte. Wie das zermatschte Fahrerhaus eines Arbeitskollegen, wo man sofort weiß, dass er das da nicht hinausgeschafft hat.
Oder der letzte sein, der in der Firma das Licht ausmacht und allen Fahrern mitteilt, dass der Chef verstorben ist.
Im Fernsehen konnte man mich auch das eine und andere Mal sehen. Wer nicht wollte, konnte ja ausmachen.
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Es gab auch mal einen kurzen Abstecher in die Dispo. War zwar nur Überseecontainer in der Gegend herumscheuchen, aber auch eine Erfahrung, die ich nicht missen wollte. Wobei, eigentlich war es nur, weil ich jemandem zeigen wollte, dass ich es eben kann.
Seit nunmehr 6 Jahren fahre ich Rundholz. Das, was ich schon immer machen wollte. Und was soll ich sagen. Auch wenn hier in der Firma nicht alles Gold ist, das glänzt (ich glaube, so eine Firma gibt es nicht), auch 6 Jahre in ein und derselben Firma.
Ich will aber auch keine Empfehlung geben, obwohl ich weiß, dass viele Fahrer gesucht werden. Ob man den Job machen will oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Für mich ist der Beruf eine Berufung. Schon von klein auf an.