Die Chatkontrolle in der EU ist kein neues Thema, sondern wird seit mehreren Jahren intensiv auf EU-Ebene diskutiert und vorangetrieben – konkret seit etwa 2021/2022, als erste Gesetzesinitiativen zur Überwachung verschlüsselter Kommunikation veröffentlicht wurden.12 Schon seitdem versuche ich immer wieder, auf diese weitreichende Bedrohung unserer digitalen Grundrechte aufmerksam zu machen, da die Auswirkungen alle Nutzerinnen und Nutzer digitaler Kommunikation betreffen.
In den letzten Monaten zeigt sich zudem verstärkt, dass immer mehr Digital Creator, Influencer und Multiplikatoren auf Plattformen wie TikTok, YouTube und Instagram das Thema Chatkontrolle und Privatsphäre aufgreifen. Sie schaffen es, in der breiteren Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit zu sorgen und die Gefahren dieser Überwachungspolitik zu thematisieren. Die wachsende mediale Präsenz dieses Themas ist ein wichtiger Schritt, um den notwendigen politischen und gesellschaftlichen Widerstand weiter zu stärken.
Der 12.09.2025 ist nur die “Vorrunde” für die eigentliche Abstimmung am 14.10.2025. Denn am Freitag geht es noch mal darum, dem Ding den letzten Feinschliff zu verpassen, so dass alle “zufrieden” sind. Was und ob das überhaupt kommt, entscheidet sich dann im Oktober.
Chatkontrolle bezeichnet die geplante EU-weite Verpflichtung für Diensteanbieter, private Kommunikation automatisiert auf illegalen Inhalt – insbesondere kinderpornografisches Material und Grooming – zu scannen.12 Betroffen sind dabei alle Kommunikationsdienste, die Nachrichten, Dateien oder Audiodaten übertragen, insbesondere Messenger (WhatsApp, Signal, Telegram), E-Mail-Provider, Cloud-Speicher und weitere Internetdienste.31
Das Ziel besteht darin, Kindesmissbrauch im Netz effektiver zu bekämpfen. Kritiker sehen darin jedoch einen massiven Eingriff in das Recht auf Privatsphäre, Datenschutz und Pressefreiheit.34 Die Chatkontrolle bedeutet faktisch das Ende von Ende-zu-Ende-verschlüsselter privater Kommunikation, die bisher als sicher galt.
Client Side Scanning ist die technische Grundlage der Chatkontrolle und bezeichnet das Scannen von Nachrichten direkt auf dem Endgerät des Nutzers noch vor der Verschlüsselung.526 Anders als herkömmliche Überwachung, die nur unverschlüsselten Datenverkehr eindämmt, erlaubt CSS das Durchsuchen von eigentlich privaten, verschlüsselten Nachrichten.
Dabei werden Nachrichten oder Mediendateien mit einer Datenbank bekannter illegaler Inhalte abgeglichen. Stößt die Software auf einen Treffer, wird eine Meldung an Sicherheitsbehörden oder Diensteanbieter gesendet.78
Das Problem: Nutzer haben keine Kontrolle und oft auch keinen Hinweis darauf, welche Inhalte gescannt werden. Das Endgerät wird zur Überwachungsplattform, was erhebliche Risiken für Sicherheitslücken und Missbrauch birgt.
Die EU-Verordnung zielt auf eine breite Palette von Diensten aller Größen ab:
Die Größe des Anbieters kann Einfluss auf den Umfang und die Priorität der Kontrollmaßnahmen haben, jedoch besteht keine generelle Ausnahme für kleinere oder dezentrale Dienste.
Ein wichtiger Punkt ist: Anbieter, deren Dienste oder Apps in Europa genutzt oder vertrieben werden, sind verpflichtet, die Chatkontrolle einzuhalten – unabhängig von Sitz oder Standort.111 Das bedeutet:
Diese Regelung sorgt dafür, dass es praktisch keine “Schlupflöcher” für die Chatkontrolle gibt, solange Nutzer oder Dienste in der EU aktiv sind.
Die geplante Chatkontrolle bringt neben dem Verlust der Privatsphäre folgende Risiken mit sich:
Für technisch versierte Nutzer und Organisationen bieten selbstgehostete Kommunikationsserver wie Matrix oder XMPP eine wesentlich bessere Kontrolle über Privatsphäre und Sicherheit.13141516
Die Chatkontrolle der EU ist eine gravierende Bedrohung für die digitale Privatsphäre und das Recht auf vertrauliche Kommunikation. Die geplanten verpflichtenden Client Side Scanning-Mechanismen untergraben die Sicherheit durch Verschlüsselung und gefährden Grundrechte.
Technisch versierte Nutzer und Organisationen können sich mit Open Source, selbstgehosteten Matrix- oder XMPP-Servern mehr Schutz verschaffen – dennoch ist eine vollständige Umgehung der gesetzlichen Pflichten und Kontrollen kaum möglich, sobald Dienste für den EU-Markt angeboten werden.
Letztlich bleibt es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Digitalisierung so zu gestalten, dass Sicherheit und Grundrechte gewahrt bleiben.
oder besser gesagt: Das berühmte „Ich habe nichts zu verbergen“
Da steht man nun, in der gemütlichen Wohnzimmer-Ecke, und behauptet voller Überzeugung, man habe ja nichts zu verbergen. Interessant, wie gleichzeitig die Gardinen zugezogen werden, man im Netz penibel seine Daten rausfiltert und keine noch so kleine Nachricht in falsche Hände gelangen lassen möchte. Aber klar, wenn der Staat mithören will, ist das dann auf einmal kein Problem mehr. Wer nichts zu verbergen hat, freut sich bestimmt über die staatliche 24/7-Fernbedienung fürs Privatleben. Der Schutz der Kinder als Freifahrtschein
„Es geht ja nur um den Schutz der Kinder“ – ein Argument, das sofort die Herzen öffnet und jede weitere Diskussion erschwert. Denn wer könnte schon dagegen sein, Kinder schützen zu wollen? Nur dass das Mittel viele Eltern und Datenschützer skeptisch macht: statt effektiver Prävention wird lieber flächendeckend überwacht, ohne klare Grenzen oder Kontrollen. Demokratie und Freiheit werden für den „Kinderschutz“ geopfert, weil das halt so schön einfach klingt. Wer gegen Chatkontrolle ist, hat sicher was zu verbergen
Klar, die Welt ist in zwei Lager geteilt: Gute Bürger, die sich ohne Bedenken überwachen lassen, und die bösen Verdächtigen mit schmutzigen Geheimnissen. Dass Privatsphäre ein Grundrecht und kein Privileg ist, wird da gern übersehen. Auch Menschen, die völlig legal und offen leben, sollten ein Recht darauf haben, nicht rund um die Uhr durchleuchtet zu werden. Behörden brauchen Werkzeuge – und wir vertrauen darauf?
Natürlich brauchen Ermittler Möglichkeiten, um Verbrechen zu bekämpfen. Aber ist eine allumfassende Hintertür in alle Chats und Mails die Lösung? Wenn nicht mal die eigene IT-Infrastruktur sicher und aktuell ist, wie soll der Staat dann sensible Daten schützen? Ein digitales Universalwerkzeug, das Bürger rund um die Uhr überwacht, ist eher ein Sicherheitsrisiko mit „leichtem“ Zugang als ein effektives Mittel gegen Kriminalität.
Natürlich haben auch unsere Parteien einen Einfluss darauf, ob die Chatkontrolle kommt oder nicht. Bei der letzten Abstimmung gab es zum Glück massiven Protest aus dem Volk, und durch den Einfluss, den Deutschland hat, wurde die Chatkontrolle da verhindert.
Hier mal eine Austellung, wie welche Partei über die Einführung einer solchen Massenüberwachung denkt:
Quellen:
Chatkontrolle durch EU-Verordnung – Stehen WhatsApp & Co. vor Massenüberwachung? ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎
Update zur Chatkontrolle - Digitale Gesellschaft ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎
Chatkontrolle: Mit Grundrechten unvereinbar - GFF ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎
Warum ist Client-Seitiges Scannen nicht die Antwort - Proton ↩︎ ↩︎
Proposed Chat Control law presents new blow for privacy - Europarl ↩︎
Client-Side-Scanning: IT-Sicherheitsforscher warnen vor Überwachung ↩︎ ↩︎
Chatkontrolle: Verschlüsselte Messenger sollen prioritär gescannt werden ↩︎
Die Chatkontrolle – Massenüberwachung durch Echtzeit-Scans ↩︎
Chatkontrolle: Massenüberwachung – Nein danke! - Dr. Datenschutz ↩︎ ↩︎
Nachrichten- und Chatkontrolle - Piratenpartei Deutschland ↩︎