Wie kriege ich unter Debian immer einen aktuellen Kernel

Erstellt am: 20/09/2025 - Lesezeit: 5 Minuten

Debian gilt als eine der stabilsten Linux-Distributionen überhaupt. Doch das liegt nicht daran, dass man hier Wert auf Aktualität setzt, sondern daran, dass die Pakete auch wirklich stabil laufen und so einen reibungslosen Betrieb gewährleisten.

Mehr oder weniger unerfahrene Linux-Nutzer stören sich an dieser Politik. Ich selbst habe Debian jahrelang auch im Desktopbereich verwendet, eben wegen dieser Stabilität. Vor ein paar Monaten bin ich dann, wegen eines Wechsels der SSD auf LMDE (Linux Mint Debian Like) gewechselt, welches aktuell noch in der Version 6 vorliegt. An 7 wird gerade gearbeitet, ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch hier ein Versions-Upgrade vorhanden ist.

Das aber nur nebenbei. Kommen wir nun zum eigentlichen Teil, der Anleitung: Wie installiere ich unter Debian GNU/Linux einen aktuellen Kernel?


Vorwort zur Anleitung

Es gibt im Prinzip zwei unterschiedliche Wege, wie man an einen aktuellen Kernel herankommt:

  • Man geht auf die Webseite https://www.kernel.org, lädt sich da die Kernel-Sources runter und kompiliert das Ganze für sein System.
  • Man besorgt sich das Ganze als fertiges .deb-Paket und installiert das.

Und genau das machen wir auch. Den Kernel zu kompilieren, kann man machen, ist in meinen Augen aber nur sinnvoll, wenn man das System schlanker machen will. Dafür sollte man aber sein System kennen und wissen, was man macht, sonst kann man sich das ganze System auch mal zerschießen.

Wie bei allen meinen Tutorials sollte man auch hier keine Angst vor der Konsole, oder besser gesagt, dem Terminal haben.

Zunächst aktualisieren wir mal das System:

sudo apt update && sudo apt upgrade -y

Im Anschluss daran installieren wir folgende Pakete:

sudo apt install lsb-release software-properties-common apt-transport-https ca-certificates curl -y


Um den Zabbly-Linux-Kernel zu installieren, müssen wir zunächst das Zabbly-APT-Repository zu unserem Debian-System hinzufügen. Dieses Repository stellt die Kernel-Pakete bereit und gewährleistet regelmäßige Updates.

Schritt 1: Wir importieren den Zabbly-GPG-Schlüssel

Um die Integrität der Pakete aus dem Repository zu überprüfen, importieren wir den Zabbly-GPG-Schlüssel mit dem folgenden Befehl:

curl -fSsL https://pkgs.zabbly.com/key.asc | gpg --dearmor | sudo tee /usr/share/keyrings/linux-zabbly.gpg > /dev/null

Ohne diesen Schlüssel können wir den Kernel aus dem Zabbly-Repository nicht installieren und es kommt bei jedem sudo apt update zu Fehlermeldungen, weil der Schlüssel fehlt.

Schritt 2: Das Zabbly-Repository hinzufügen

Das stellt sicher, dass wir auch aus dem Repository den Zabbly-Kernel installieren können.

codename=$(lsb_release -sc) && echo deb [arch=amd64,arm64 signed-by=/usr/share/
keyrings/linux-zabbly.gpg] https://pkgs.zabbly.com/kernel/stable $codename main | sudo 
tee /etc/apt/sources.list.d/linux-zabbly.list

Anmerkung für Linux Mint und LMDE User

Kernel-Installation: Linux Mint vs. LMDE

Distro Empfohlener Weg Besonderheiten
Linux Mint Update Manager (GUI) Kernelauswahl und -update bequem per Oberfläche (nur Ubuntu-Kernel).
LMDE Debian Backports (apt) Kein Kernel-Tool, Nutzung per CLI:
sudo apt install -t bookworm-backports linux-image-amd64 linux-headers-amd64

Allgemeine Hinweise:

  • In Linux Mint Kernelwechsel komfortabel über GUI, in LMDE nur via Terminal möglich.
  • Mint nutzt den Ubuntu Hardware Enablement Stack (HWE) und bekommt auch im LTS-Zyklus neuere Kernel.
  • In LMDE sind meistens nur Sicherheitsupdates für den Kernel vorgesehen – aktuelle Kernels gibts nur über Backports.

Warum Zabbly-Kernel bei Mint & LMDE problematisch sind

  • Systemintegration: Mint und LMDE passen Kernel, Treiber und Systembibliotheken sorgfältig aufeinander ab. Ein Fremdkernel (z.B. von Zabbly) kann inkompatibel zu anderen Systempaketen (z.B. DKMS-Treibern, Tools wie Timeshift, NVIDIA-Treibern usw.) sein [web:1].
  • Fehlende Tests & Support: Kernel von Zabbly durchlaufen nicht die Test- und Support-Kette der Mint- und Debian-Teams. Fehler und Bootprobleme lassen sich schwerer nachvollziehen, Support erhält man bei Problemen meist nicht über Mint/Debian [web:2].
  • Paketkonflikte: Zabbly liefert oft nur Kernel selbst, nicht aber darauf abgestimmte Bootloader-, Initramfs-, Header- oder Treiberversionen im selben Format wie Mint/Debian. Updates oder automatische Upgrades können versagen oder das System unbootbar machen [web:3].
  • Sicherheits- und Feature-Garantie: Offizielle Kernel enthalten garantierte Sicherheitsfixes und werden im Lebenszyklus gepflegt. Bei Fremdquellen wie Zabbly ist diese Sicherheit eingeschränkt oder nicht nachvollziehbar.

Zurück zum Kernel installieren

Schritt 3: Den APT Cache aktuallisieren

Damit wir den neuen Kernel installieren können, muss APT natürlich auch wissen, das da ein neues Repository vorhanden ist. Das machen wir wie immer über sudo apt update. Damit ist unserer System nun bereit und wir können den Zabbly-Kernel installieren.

Den Zabbly-Kernel installieren

Sobald das Zabbly APT-Repository hinzugefügt wurde und unser System vorbereitet ist, können wir mit der Installation des von Zabbly bereitgestellten Linux-Kernels fortfahren.

Schritt 1: Den Kernel installieren

Wir verwenden den folgenden Befehl, um den Zabbly Linux-kernel auf unserem Debian System zu installieren:

sudo apt install linux-zabbly

Damit wird der aktuellste Release des Zabbly-Kernels installiert.

Schritt 2: System neu starten

Damit wir auch vom neuen Kernel profitieren, müssen wir leider den Rechner neu starten.

sudo systemctl restart oder sudo reboot

Schritt 3: Hab ich den neuen Kernel?

Eigentlich sollte beim neustart im Grub Menü der neue Kernel schon eingetragen sein. Zur Sicherheit können wir aber noch mal in der Konsole uname -r eingeben, dass zeigt uns den aktuell verwendeten Kernel an.

Hurra wir haben den neuen Kernel

Wenn alles einwandfrei durchläuft, haben wir nun den neuen Kernel auf unserem System. In der heutigen Zeit macht es weniger Sinn noch den Kernel selbst zu konfigurieren und zu kompilieren. Zumal da ein make oldconfig was bei einigen Tutorials als der Ultimative Vorgang genannt wird, einzelnd betrachtet, keinen Sinn macht.

Wenn man den Kernel wirklich selbst konfigurieren will, sollte man wissen, was man braucht und was nicht. Für den Alltagsgebrauch ist die hier beschriebene Methode allerdings völlig ausreichend und bietet die gleichen Möglichkeiten, wie mit dem Standardkernel.


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Christian Rumpf

Ich bin aktiver Berufskraftfahrer in zweiter Generation mit langjähriger Erfahrung im Transportsektor. Auf diesem Blog teile ich meine persönliche Meinung und Erfahrungen.

 

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