Organisiert euch doch einfach mal

Erstellt am: 07/06/2025 - Lesezeit: 4 Minuten

Es wäre so einfach, endlich mal das aus dem Job zu machen, was wir wollen. Doch mehr als nur Gejammer, wie schlecht man behandelt und bezahlt wird, wie sehr man doch ausgebeutet wird, kommt nicht. Und das bequem vom Sofa aus.

Wenn ich will, stehen Räder still

Ich meine, mal ehrlich! Ich habe das Thema hier im Blog und in den sozialen Netzwerken schon oft genug angesprochen und auch Lösungen präsentiert.

Dass ich damit nicht jeden erreiche, ist mir auch klar. Doch ich habe das Thema u. a. auch im Artikel „Wenn ich will, stehen die Räder still” angesprochen. Wir sind viele. Wenn wir etwas ändern wollen, dann müssen wir das eben selbst machen.

Aber die meisten sind nicht bereit, selbst aktiv zu werden, um Veränderungen zu bewirken.

Viele sagen immer, wir hätten keine Lobby. Keiner von uns hätte das Geld für einen Lobbyisten.

Hallo … Aufwachen. Wir hätten eine Lobby, wenn wir uns nur organisieren würden.

Aber auch das will keiner. Gewerkschaften gelten oft als etwas Negatives. Die machen ja nichts für uns. Angeblich…

Hier sind ein paar Punkte, die Gewerkschaften erreicht haben, ohne dass du davon etwas mitbekommen hast:

  • Arbeitszeitverkürzung: Viele Errungenschaften wie der 8-Stunden-Tag oder der Mindesturlaub gehen auf gewerkschaftlichen Druck zurück.

  • Einkommensgerechtigkeit: Gewerkschaften wirken der Lohnungleichheit entgegen – z. B. zwischen Männern und Frauen oder zwischen Branchen.

  • Solidarität: Sie vertreten besonders auch benachteiligte oder prekär beschäftigte Gruppen.

  • Kampf gegen Ausbeutung: Schutz vor willkürlichen Kündigungen oder unfairen Arbeitsverhältnissen.

  • Mitgestaltung: Gewerkschaften bringen sich aktiv in politische Entscheidungsprozesse ein.

  • Gesetze für alle: Viele arbeitsrechtliche Standards (z. B. Kündigungsschutz, Elternzeit, Mindestlohn) wurden durch gewerkschaftlichen Einfluss mitgestaltet oder erkämpft.

  • Weiterbildung: Sie bieten Fortbildungen, Seminare und Schulungen an.

  • Rechtsberatung: Auch Nicht-Mitglieder profitieren oft indirekt durch Aufklärung über Rechte und Pflichten im Arbeitsverhältnis.

Einer allein, erreicht nichts. Alle zusammen schaffen wir es

oder anders: Was ich will

Ich habe immer noch die Idee im Kopf, dass es ein Grundmodell gibt, wonach gewisse Standards in unserer Branche im Hinblick auf Lohn, Arbeitsbedingungen gelten sollen.

Ich selbst habe kein Problem damit, meinen LKW mit 33 Paletten zu be- oder entladen. Womit ich aber ein Problem habe, Paletten in ein Hochregal einzulagern und wenn der blöde Computer die Palette nicht akzeptiert, diese auf eine andere umzupacken. Das sehe ich nicht als meine Aufgabe an.

$412 HGB sagt ja, dass der Versender dafür zu sorgen hat, dass die Ware be- und entladen wird. Nicht eingelagert und bei Bedarf auch umgepackt wird.

Ich will, dass wir für unsere Stunden bezahlt und nicht mit einem Festgehalt im Monat abgespeist werden.

Oder dass man die Parkplatznot teilweise damit entschärft, wenn wir Fahrer bei den Punkten, wo wir unsere Ladung aufnehmen oder abgeben, unsere gesetzlichen Ruhezeiten einlegen können. Ja, bei einigen wenigen geht das. Jedoch wollen viele Betriebe das aus »versicherungstechnischen Gründen« nicht.

Klar, ist irgendwo nachvollziehbar. Jedoch haben gerade die Discounter bei ihren Zentrallagern den Platz dafür, dass der eine und andere dort seine tägliche Ruhezeit einlegen kann, ohne dass der laufende Betrieb gestört wird.

Die Realität lässt grüßen

Klar, der eine und andere wird jetzt sagen: Viel Spaß dabei. Meld dich, wenn du es geschafft hast.

Aber genau das ist doch der Grund, warum sich nichts in der Branche bewegt. Weil kaum jemand Bock hat, dem anderen bei seinem Vorhaben zu helfen.

Es ist nun mal so, man bekommt eher vier N… auf einen Hocker, als zwei Fahrer unter einen Hut.

Das, was ich genannt habe, sind nur einige von vielen Punkten, die man mit in den Forderungskatalog packen kann. Da geht noch mehr. Ich kann hier nur von meinem Standpunkt ausgehen. Dass das nicht alles ist, was es zu ändern gibt, ist mir auch klar.

Oder um es mal anders zu formulieren: Jeder kennt doch die Situation, wenn man zum Chef geht, dem seinen Unmut mitteilt und er dann nur sagt: Ey, wenn es dir nicht passt, dann such dir doch was anderes.

Wenn man als Einzelner das macht, kommt diese Reaktion. Es ist aber etwas anderes, wenn viele mit der gleichen Meinung vor dem Chef stehen und ihn vor die Wahl stellen, entweder du änderst was, oder wir ändern den Arbeitgeber. Soll schon dazu geführt haben, dass der eine oder andere Fahrer deswegen gekündigt wurde, weil die Arbeitskollegen keinen Bock mehr auf den Typen hatten.

Nicht alleine, gemeinsam

Anyway. Denkt einfach mal darüber nach. Alleine erreichen wir nichts, gemeinsam lassen wir die Räder stehen.


Ich bin ein aktiver Berufskraftfahrer in zweiter Generation. Ich übe diesen Job nun seit Mitte der 1990er Jahre aus und habe in der Zeit viele verschiedene Bereiche des Transportsektors durchlaufen. Darunter waren auch kurze Abstecher in die Disposition, Lager, Fuhrparkleitung. Auf dieser Seite gebe ich lediglich meine eigene Meinung wieder. Diese muss nicht immer richtig sein. Daher empfehle ich bei rechtlichen Themen grundsätzlich immer den Gang zu einem entsprechenden Anwalt.

 

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