Es scheint mal wieder ein Sommerloch unter den Fahrern zu geben. Denn wie jedes Jahr, ploppt auch dieses Jahr wieder das Thema streiken auf. Es ist eine never ending Storry.
Ich hatte bereits vor ein paar Tagen das Thema Streiken hier im Blog. Genauer gesagt, vor 2 Tagen. Und irgendwie kommt das Thema in den Sozialen Medien wieder hoch. Nicht wegen meinem Beitrag, sondern weil Videos von Fahrern geteilt werden, wie z.b. dem Fahrer, der sich im Fernesehen wegen den Spesen aufregt und das wir bei der letzten Runde die versprochenen 2 € mehr nicht bekommen haben. Wobei, für polierte Felgen und anderen Schnick Schnack an seiner Karre scheint das Geld ja zu reichen. Was lernen wir daraus?
Weniger Bling Bling, dann reicht das Geld auch zum kacken. Nein natürlich nicht.
Gut, darüber kann man sich aufregen ja. Aber, ich denke die Branche hat weit aus größere Probleme, als 2 Euro mehr Spesen am Tag. Ja klar wären die 2 Euro mehr toll, aber das ist in meinen Augen ein Thema, was man hinten anstellen kann.
Doch anstatt dass man bei Facebook oder TikTok rumjammert, wie Scheiße der Job doch ist, schlage ich vor: Ändern wir doch was daran.
Und das wird nicht gerade selten vorgeschlagen. Doch man bekommt eher eine Kuh in den Teich, als 3 Fahrer unter einen Hut. Und ja ich weiß, der Spruch geht anders, aber ich will hier niemanden an die Karre fahren.
Jedoch ist genau das das Problem. Die Fahrer sind sich selbst untereinander nicht einig. Ich bin zwar selbst seit Jahren Mitglied bei ver.di. Ich bekomme dort Hilfe auf meine Fragen, die ich selbst nicht beantworten kann, kriege regelmäßig News rund um Tarifverträge etc.
Vom Rechtsbeistand und die Möglichkeit die mir die GuV Fakulta bietet, brauche ich erst gar nicht anfangen, denn es geht am Thema vorbei und würde den Artikel hier unnötig aufblasen. Das ist was, was man mal so bei einem Bierchen erklären kann.
Aber wie gesagt, genau das ist das Problem. Die wenigsten sind Mitglied bei ver.di oder einer anderen Gewerkschaft.
Denn es herrscht immer noch der Grundsatz: Die machen ja nichts oder Die sollen erst mal was für mich tun…
Solche Aussagen sind dumm und nichts weiter als eine Ausrede dafür, warum man nicht in die Gewerkschaft eintritt.
Heißt aber auch im Umkehrschluss, es wird bei Themen, wo es um die Branche geht, es wird viel heiße Luft produziert. Ich habe es in meinem TikTok Video schon mal gesagt: Wer streiken will, soll die legalen Möglichkeiten dafür schaffen.
Denn genau das ist es, was immer wieder kommt. Der Spruch “Wir sollten mal streiken”. Doch die Grundvoraussetzung, nämlich die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft, die will keiner schaffen, der solche Sprüche ablässt.
Klar, die ist auch mit dabei. Aber nicht nur.
Hauptsächlich haben die meisten Fahrer nicht das Wissen, wie die Regeln hier in Deutschland sind und Sie wollen sie scheinbar auch gar nicht wissen. Denn wenn man mit Gewerkschaft, Arbeitskampf, Streik etc. anfängt, winken die meisten schon ab und wollen es nicht hören.
Weil: Die machen ja nichts.
Ich war von 2007 bis 2011 aktives Mitglied in einem Verein mit Gewerkschaftlichen Strukturen. Damals nannte ich es noch Gewerkschaft, heute weiß ich es besser. Die Fahrer forderten schon immer eine eigene Gewerkschaft. Eine reine Gewerkschaft für Kraftfahrer, wo auch die Funktionäre Ahnung von der Materie haben.
Gab es. Der Verein in dem ich damals aktiv war, wurde 1992 gegründet. Gregor Ter Heide hatte hier im Blog vor Jahren mal einen Beitrag über die Entstehung dieses Vereines geschrieben. Leider hab ich den nicht mit rüber geholt. Vielleicht kann ich Gregor ja noch mal dazu bewegen, was darüber zu schreiben :D
Aber nur kurz zu diesem Verein: Die Gründung war 1992. Internet gab es zwar damals schon, allerdings nicht in dem Ausmaß wie es das heute gibt. Hatte halt nicht jeder. Also waren auch die Möglichkeiten der “Werbung” etwas geringer als heute. Die Werbung basierte 1992 wie auch noch 2007 als ich Mitglied wurde, auf Mund zu Mundpropaganda.
So Quasi: “Hömma da gibt es so einen Verein, der wird von aktiven Kraftfahrern geführt” Irgendwie so bin ich damals auch zu diesem Verein gekommen.
Das Problem, oder die Probleme dieses Vereines waren damals vielseitig. Keine Mitglieder, keine Anerkennung als Gewerkschaft von den Arbeitgeberverbänden. Somit auch nichts wo man sagen könnte: Wir haun mal auf den Putz.
Auch wenn ich weiter abschweife, aber man muss verstehen, wie diese “Welt” in die auch die Fahrer nicht rein wollen, funktioniert.
Als ich in dem Verein, der sich damals KFG nannte, auf Landesebene als stellv. Landesvorsitzender für NRW und stellenweise auch im Bundesvorstand mitarbeiten konnte, war es schwer, die Leute dazu zu bewegen, ihnen genau das zu geben, was Sie ja eigentlich haben wollten. Eine Gewerkschaft von Fahrern, für Fahrer.
Doch was bringt dir das, wenn die Arbeitgeberverbände nicht mit diesem Verein zusammen arbeiten wollen?
Denn es bringt dir nichts, wenn du auf dem Papier als Gewerkschaft stehst, aber keiner mit dir spielen will und dich als Vollwertigen Spielkamerad anerkennt. Schon gar nicht wenn man 15 Jahre lang von diesem Verein nichts sieht und nichts hört und dann taucht der plötzlich aus dem Nichts auf und tönt groß rum: “Aber uns gibt es doch schon so lange”.
Auf den Putz hauen geht nur, wenn man auch die Macht dazu hat. Als ich in der KFG aktiv war, hatten wir um die 700 Mitglieder. Nichts womit man was reißen kann. Wie es da heute aussieht, keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht wirklich.
ver.di hingegen hat über 2 Millionen Mitglieder. Das wird auch gut nach Außen hin kommuniziert. Jetzt kann man sagen, ja dann reicht das ja um unsere Belange auf den Tisch der Tatsachen zu bringen.
Ja dafür reicht es. Aber eben nicht, um auch daran was zu ändern. Denn wer soll der Forderung nach Veränderung Macht verleihen, wenn ver.di im Bereich Spedition und Logistik kaum Fahrer hat, die das ganze mit tragen könnten?
wenn sich auch genug Leute finden, die dort Mitglied sind.
Denn, eine Gewerkschaft darf nur für die dortigen Mitglieder aktiv sein.
Also ohne Dings kein Bums.
Wie gesagt, ich bin Mitglied bei ver.di. Ver.di unterstützt auch die Kraftfahrerkreise, die über ganz Deutschland verteilt sind. Da kann bspw. jeder Fahrer hingehen und sich beraten lassen. Denn da sitzen die Fahrer, die Ahnung haben. Sowohl von der Branche, als auch von den Problemen und Sorgen der Fahrer.
Kraftfahrerkreise sind selbstorganisierte Zusammenschlüsse von Berufskraftfahrern in Deutschland. Sie dienen dem Austausch, der Interessenvertretung und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Fahrerinnen und Fahrer im Transport- und Logistikbereich.
Ker was schweife ich doch vom eigentlichen Thema ab. Jedoch bin ich, glaube ich, mit allem soweit durch. Aber noch mal als Zusammenfassung:
Und auch habe ich es schon oft genug gesagt: Ein Streik ist keine Blockade auch das habe ich in dem TikTik Video gesagt.
So und nun bis zum nächsten Kraftfahrerlichen Sommerloch.
Ich bin ein aktiver Berufskraftfahrer in zweiter Generation. Ich übe diesen Job nun seit Mitte der 1990er Jahre aus und habe in der Zeit viele verschiedene Bereiche des Transportsektors durchlaufen. Darunter waren auch kurze Abstecher in die Disposition, Lager, Fuhrparkleitung. Auf dieser Seite gebe ich lediglich meine eigene Meinung wieder. Diese muss nicht immer richtig sein. Daher empfehle ich bei rechtlichen Themen grundsätzlich immer den Gang zu einem entsprechenden Anwalt.
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