Zuletzt aktualisiert am 11. Juni 2015
Seid nun mehr 8 Wochen fahre ich einen LKW der die ab Herbst diesen Jahres vorgeschriebenen Assistenzsysteme hat. Ich hatte ja letztes Jahr schon einmal für ein paar Tage das Vergnügen damit…
Doch nun habe ich so einen als festes Fahrzeug und kann diesen im Täglichen Verkehr „testen“. Quasi Alltagstest.
Für diejenigen die nicht wissen, welche Assistenzsysteme ab Herbst Pflicht werden, hier noch mal eine Auflistung:
Wen noch der Rechtliche Kram interessiert, Grundlage dafür ist die VERORDNUNG (EG) Nr. 661/2009 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES
vom 13. Juli 2009 über die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeuganhängern und von Systemen, Bauteilen und selbstständigen technischen Einheiten für diese Fahrzeuge hinsichtlich ihrer allgemeinen Sicherheit.
So hab ich das auch abgehakt.
Doch nun zum „Testbericht“. Ich weiß viele von euch sind gegen diese Systeme, weil Ihr der Meinung seid, das euch diese Systeme „Bevormunden“. Dem ist nicht so. Doch dazu später mehr.
Ich geh mal die einzelnen 3 Bereiche durch, um so einen besseren Überblick zu schaffen. Eins Vorweg: Bei dem von mir gefahrenen Fahrzeug (siehe Bild) lassen sich die Assistenzsysteme alle manuell deaktiviren. Allerdings nur bis zum nächsten Motorstop / Zündung aus. Sämtliche hier beschriebenen Funktionen mit Vor und Nachteilen beziehen sich auf einen Mercedes Actros der aktuellen Baureihe. Systeme anderer Hersteller können und werden anders arbeiten!
Inhaltsverzeichnis
Abstandshalter
Der Abstandshalter macht im Prinzip das, was 99% aller Verkehrsteilnehmer nicht können. Den Abstand (logischerweise über 50m) einhalten. Dabei kann man über ein Menü, den Abstand selber einstellen. Jeder Hersteller hat da sein eigenes System.
Über das Menü lässt sich mittels der Balken im Display der Abstand einstellen. Leider konnte ich bislang noch nichts darüber finden, wieviel Meter ein Balken hat. Egal. Man sieht es ja hinter unten Links im Display.
Der Abstandshalter oder korrekterweise Abstandsregeltempomat bringt gleich mehrere Funktionen mit sich.
Nicht nur das er logischerweise auch den Abstand hält, er passt sich dabei auch dem vorausfahrenden Fahrzeug an, was je nach eigener Beladung auch mal recht nervig sein kann. Zumindest wenn man nicht aufpasst und dann mit 60 oder weniger km/h hinter einen langsameren Kollegen fest hängt.
Das System lässt sich aber mittels betätigen des Gaspedals davon Überzeugen, den Abstand reduzieren, so dass man überholen kann.
Ein weiteres „Schmankerl“ welches das System mit bringt, ist eine Start / Stop Funktion im Stau. D.h. der Computer unterstützt euch dabei im Stau mit zu schwimmen. Das geht vom langsamen fahren bis hin zum kompletten Stillstand und automatischen wieder anfahren, ohne das der Fahrer etwas machen muss ausser das Lenkrad festhalten. Quasi ein Teilautonomes fahren.
Das steht zwar auch so im Handbuch, aber ich habe das auch selber auf der A46 bei Wuppertal im Feierabendverkehr getestet. Macht wie beschrieben 😀
Ach und bevor ich es vergesse, Nein mit Abstandsregeltempomat fährt man nicht auf der Landstraße…
Spurhalteassistent
Der Spurhalteassistent ist eigentlich nichts weiter als ein akustisches Signal das entweder aus dem Linken oder aus dem Rechten Lautsprecher im Fußraum dröhnt. Und zwar jedesmal dann, wenn man irgendwo über eine gestrichelte oder Durchgezogene Linie fährt ohne zu Blinken.
Macht man das zu oft, kommt ein Bettchen im Display, was einem Vorschlägt, doch mal eine Pause zu machen. Da das ganze dann auch ein Assistent ist, nennt der sich Attention Assist. Bringt nur nichts, da der Fahrer lediglich durch ein leises Signal und dem Bildchen da drauf aufmerksam gemacht wird, das es Zeit für eine Pause ist. Zündung aus und wieder an und schon ist das ganze wieder weg. Allerdings bis dahin, sollte man nicht ohne zu Blinken über eine Linie fahren, denn sonst plopt der Hinweis auf die Pause wieder auf.
Nachteile hat der Spurhalteassistent noch in Baustellen. Stellenweise werden die gelben Linien nicht erkannt, besonders dann, wenn die weißen nicht ordentlich bzw. gar nicht entfernt wurden. Dann sollte man den Assistenten besser ausschalten.
Notbremsassistent
Zum Schluss komme ich noch zum Notbremsassistent. Also das System, was die Auffahrunfälle verhindern soll. Um ehrlich zu sein, getestet habe ich das bislang nicht, ich vertrau einfach mal darauf, das es seinen Dienst so verrichtet wie es soll.
Klar, bei manch schlafenden PKW Fahrer der beim Abbiegen pennt, hat das System schon ausgelöst. Und das tat doch schon weh in den Schultern, wenn man plötzlich auf 0 runtergebremst wird. Sollte sich jetzt wirklich jemand fragen, „Warum denn in den Schultern?“, ich schnall mich halt während der Fahrt an! Und ja die 85 km/h die man hier immer wieder auf den Bildern sieht, die fahre ich wirklich nur!
Doch auch dieses System ist nicht ohne negative „Nebenwirkungen“. Einige haben es vielleicht schon gehört, andere nicht. Bei zu häufigem „Gebrauch“ des Notbremsassistenten, deaktiviert sich das System und muss durch eine Mercedes Werkstatt wieder freigeschaltet werden. Von daher ist auch trotz Teilautonomen Fahrens eine Vorrausschauende Fahrweise weiterhin Pflicht.
Fazit
Bis auf ein paar kleine Macken, machen die Systeme was Sie sollen. Sie gehen zur Hand wenn es von Nöten ist, bleiben aber im Hintergrund wenn Sie nicht gebraucht werden.
Die befürchtete Bevormundung, wie es einige von euch prognostizieren findet hier nicht statt! Dafür sind es nun mal nur Assistenzsysteme, auch wenn eine Journalistin von NDR dies bedauert. Tja gute Frau, auch wenn wir LKW Fahrer in den Augen der Öffentlichkeit nicht gerade den besten Ruf haben, Bevormunden muss man uns nicht. Denn im Gegensatz zu vielen PKW Fahrern wissen wir doch was wir da vorne tun, auch wenn manch einer dies nicht gerade erkennen lässt.
Die breite Öffentlichkeit allerdings weiß nichts von diesen Systemen. Das merkt man alleine schon daran, das immer noch 99,99% aller PKW Fahrer mit Abständen von oftmasl weniger als 6 Metern, was beim Auslösen des Notbremsassistenten fatale Folgen hat. Unfälle wie rechts auf dem Bild sind dann keine seltenheit mehr, da der LKW keine Reaktionszeit benötigt um zu bremsen. Die Bremstechnik ist mittlerweile schon seid ein paar Jahren soweit, einen 40 Tonnen schweren LKW bei einer Geschwindigkeit von 90 km/h innerhalb von kurzer Zeit stehen zu lassen. Nicht nur ein PKW hat einen Bremsweg von gut 36 Metern, ein LKW auch…
Ach ja, wer die EU Verordnung haben will, der kann sich die hier in seiner gewünschten Sprache runterladen.