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Vorsicht vor Joblockangeboten

Zuletzt aktualisiert am 18. Mai 2016

mehr_schein_als_seinDurch einen Bekannten (danke Jürgen) bin ich auf folgendes Jobangebot gestoßen:

Kraftfahrer CE mit Modul 95 im Ruhrgebiet gesucht Düren

Wir zahlen den NRW Tarif Nahverkehr bis 600km
Das heisst aber nicht das wir jeden Tag 600 km Touren haben .
Es handelt sich hier bei um SZM bis 40 to Auflieger Plane und Container Trucking für
eine grosse Firma im Duisburg und Neuss.

Erste 6 monate (probe) 1600€ Brutto nach der Probe und je nach Leistung 1800€ Brutto. 21 Urlaubstage im Jahr
Jeden Tag 10 std minimum unterwegs.
Wochenenden zuhause,
Die ersten 6 monate urlaubssperre also in der Probezeit.

Unsere Firma befindet sich in …. ……..

Nach vertraglichem Absichern kann das Fahrzeug mitgenommen werden wenn ein sicherer stellplatz gewährleistet werden kann.

Geschäftsführer
max Schreibfaul
Telefonunmmer

Gewisse Dinge habe ich mal bewusst weggelassen, denn ich will nicht das einer dieses Faule Ei annimmt. Allerdings habe ich es 1 zu 1 abgeschrieben. Vielleicht fällt dem einen oder anderen hier schon etwas auf…

Denn pflücken wir das ganze mal auseinander:

Denn der Suchende scheint hier mit etwas zu locken, was er im Grunde genommen gar nicht halten will. Denn einleitend schreibt er, er würde NRW Tarif zahlen. Ich weiß zwar nicht welchen Tarifvertrag er meint, doch der ver.di Manteltarifvertrag sieht hier für eine Fachkraft einen Stundenlohn von 12,23€ Brutto vor.

Also Rechnen wir mal : 12,23€ * 10 Stunden = 122,30 € / Tag * 22 Arbeitstage: 2690,60 € Brutto im Monat!

Wobei rechnen wir mal nach Tarifvertrag: 192 Stunden im Monat * 12,23€ /h = 2348,16€
28 ÜStunden * 15,29€ /h = 428,12€
2.348,16 + 428,12 = 2.776,28 € / Monat

Was zahlt er noch mal? Ach ja richtig. 1600€ Brutto in der Probezeit und danach 1800€ Brutto. Somit eine Differenz von 976,28€ die er nach der Probezeit weniger bezahlt. Soviel zum Thema NRW Tarif.

Hinzu kommt, das KEIN Tarifvertrag weniger als den gesetzlich Vorgeschriebenen Mindestlohn von 8,50€/h vorsehen darf!

Bei min. 10 Stunden Arbeitszeit am Tag und 22 Arbeitstagen sind wir bei 220 Stunden im Monat. Auch wenn § 21a des Arbeitszeitgesetzes vorsieht, dass unsere Arbeitszeit auch mal auf 60 Stunden in der Woche erhöht werden darf, sofern der Durchschnitt innerhalb von 16 Wochen 48 Stunden nicht überschreiten darf, sind das immer noch bei erlaubten 208 Stunden im Monat, 12 Stunden zuviel. Somit Überstunden. Die werden dann noch mal nach Tarif mit 25% Zuschlag berechnet. Gut. Egal. Also 220 Stunden stehen im Raum. Bei einem Monatsbrutto von 1800€ macht das ein Stundenlohn von 8,18€. 0,32€ unter dem Mindestlohn oder 70 € zu wenig. Von der Probezeit wollen wir da gar nicht reden.

Ach ja… Die Stelle ist als Arbeitsplatz im Nahverkehr ausgeschrieben… Warum ist man dann erst am Wochenende zu Hause?

Auch wenn man verzweifelt ist. Finger weg von solchen „Jobangeboten“! Und wenn das Jobcenter noch so mit Sanktionen droht. Jeder Arbeitsplatz muss Sozialvertäglich sein! Und das fängt beim Geld an! Bei diesen Lohnvorstellungen, kann man gleich das Geld zum Aufstocken beantragen. Und sollte jemand das Angebot im Netz finden und es annehmen: SELBER SCHULD!
Und erst recht, wenn der vermeintliche Arbeitgeber kein Geld für Inserate ausgeben will, wie bei ebay Kleinanzeigen.

[UPDATE]

Das „Super“ Jobangebot ist bei ebay Kleinanzeigen mittlerweile nicht nur geändert, sondern auch vollständig gelöscht. Dann kann sich der Herr Unternehmer ja wieder um seine Imbiss Bude kümmern…

Vorsicht vor Joblockangeboten

by Christian time to read: 4 min
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