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Anonym chatten geht nicht, gibt es nicht

Zuletzt aktualisiert am 2. November 2023

Eigentlich heißt es, Anonymität im Internet sei nicht möglich. Irgendwie gibt es immer einen Weg, dass man erkannt wird.
Die EU arbeitet aktuell an Plänen, die gesamte digitale Kommunikation (bekannt als Chatkontrolle), überwachen und speichern zu wollen. Bislang sind 2 Versuche, das ganze zum Gesetz für die EU zu machen, gescheitert. Die Frage ist nur, wird es auch weiterhin so bleiben, oder wird den Gegnern dieser obskuren Idee irgendwann die Puste ausgehen…

Wie ich es schon im Artikel zum Digital Service Act geschrieben hatte, will die EU die volle Kontrolle über uns. Und wie erreicht man das? In dem man Maßnahmen vorschlägt, diesen dann noch einen schlimmen / tragischen Hintergrund verleiht und hofft, dass das Ganze durchgeht.

Der Grund

Meine Wortwahl darf man jetzt nicht so sehen, als würde ich den „vorgeschobenen“ Grund bagatellisieren wollen. Doch es war schon 2009 so, als Ursula von der Leyen Bundesfamilienministerin war, Ihren „Internetfilter“ vorstellte. Hier war der tragische Hintergrund die Kinderpornografie. Und ja, das ist nichts, was ich als Bagatelle hinstellen würde. Um es kurz zu machen: Damals wollte Frau von der Leyen einen Filter im Internet, der alle Bilder und Texte, die hochgeladen würden, prüft und ggf. bei verdächtigen Inhalten an die zuständigen Behörden weiterleiten sollte. Heißt: hier sollte jeder Mensch, der sich in Deutschland aufhielt, unter Generalverdacht gestellt werden, dass er grundsätzlich solche Inhalte teilen würde.

Digitale Gewalt

So heißt das Gesetzesvorhaben, was einzelne Medien als Chatkontrolle betiteln. Es gab dazu bereits mehrere Artikel in der Zeit Online, beim CCC (Chaos Computer Club), oder aktuell auch bei netzpolitik.org, um ein paar Seiten zu nennen.

Auch hier geht es wieder um das bekannte Thema: Der Bürger ist grundsätzlich verdächtig und muss durchgehend kontrolliert werden, weil er Kinderpornos verbreitet.

Ich sage es noch mal: Missbrauch von Kindern ist schlimm. Das muss aufs massivste bestraft werden. Dennoch, jeden Menschen in der EU und auch die Touristen etc. unter Generalverdacht zu stellen, geht mal gar nicht! Meine Daten, meine Texte, Nachrichten und Telefonate geht die EU einen feuchten Kehricht an. Meine Daten gehören mir!

Das Gesetz geht zudem in die falsche Richtung. Denn über die Messenger Dienste werden solche Bilder nicht verbreitet. Das wird auch in der Podcastfolge CR276 des Chaos-Radios erklärt. Vielmehr liegen diese Bilder irgendwo bei diversen Cloud-Anbietern und die Links dorthin werden in entsprechenden Foren geteilt.

Die EU Vorhaben diesbezüglich gehen also mal wieder an der Realität meilenweit vorbei.

SimpleX

Die aktuellen Messenger, wie WhatsApp, Telegramm, Signal und was es da sonst noch gibt, haben alle eine Sache gemeinsam: Man muss seine Telefonnummer angeben, damit man verifiziert werden kann. Man muss den Zugriff auf seine Kontakte gestatten, damit man mit anderen chatten, telefonieren oder Bilder, Texte, Dokumente austauschen kann. Heißt, man bekommt grundsätzlich jeden am Arsch, wenn der Filter zuschlägt.

Klar, das ist komfortabel. Man braucht sich selbst nicht darum kümmern, dass man mit anderen in Kontakt treten kann. Doch hier gibt man schon unwissend seine Privatsphäre auf.

Denn, es geht niemanden was an, wen ich kenne, wie meine oder die Telefonnummer meiner Kontakte lauten. Klar, sobald man sein neues Smartphone einrichtet, womöglich noch ein Backup in der Cloud hat, weiß eh Apple oder Google, mit wem ich so alles in Kontakt treten kann. Aber auch da gibt es Abhilfe. Zumindest auf Android Seite. Doch das ist ein anderes Thema.

Zurück zum Thema.

Es müsste also ein Messenger geben, wo ich selbst festlegen kann, mit welchen meiner Kontakte ich in Verbindung treten kann. Ein Messenger, der es mir ermöglicht, auch mit Leuten in Kontakt treten zu können, ohne dass ich denen meine Handynummer geben muss und auch, ohne dass dieser Kontakt je meine Handynummer bekommt.

Es wäre auch schön, wenn ich die Vorzüge der anderen bekannten Messenger, wie Videochat, Telefonieren, Bilder, Texte, Dokumente verschicken, hätte. Vielleicht dazu noch die Möglichkeit der Anonymisierung der Übertragung? Klingt nach einem Träumchen, oder?

Doch das ist es nicht. SimpleX ein seit 2020 bestehendes Open-Source-Projekt, bietet genau das und noch mehr.

Zitat von der SimpleX Webseite zur Funktionsweise:

SimpleX nutzt für jeden Nutzer-Kontakt oder jedes Gruppenmitglied eigene temporäre, anonyme und paarweise Adressen und Berechtigungsnachweise.

SimpleX erlaubt es, Nachrichten ohne Nutzerprofil-Bezeichner zu versenden und bietet dabei bessere Metadaten-Privatsphäre an als andere Alternativen.

Um Ihre IP-Adresse zu schützen, können Sie per Tor oder irgendeinem anderen Transportschichten-Netzwerk auf Server zugreifen.

Um SimpleX per Tor zu nutzen, installieren Sie unter Android bitte die Orbot App und aktivieren Sie den SOCKS5 Proxy oder unter iOS per VPN.

https://simplex.chat/de/

Die Privatsphäre zu erhalten, ist nichts, was man hinterhergeworfen bekommt. Im Gegenteil. Personalisierte Werbung, welche zu unserem Vorteil angepriesen wird, ist im Endeffekt nichts anderes als Geld für die Tech-Konzerne.

Überwachung auf Schritt und Tritt

Egal, wohin wir gehen, egal, was wir im Internet suchen. Die Tech-Konzerne sind immer live dabei. Wir haben ja fast alle eigentlich immer unser Smartphone mit. Entsprechend unserer Bewegungen werden die aus der Standortüberwachung gewonnen Daten umgewandelt und man bekommt bei Facebook, Google etc. entsprechende Werbung angezeigt. Sucht man bspw. im Internet nach Babywindeln, obwohl man selbst gar nicht schwanger ist oder ggf. auch kein Kind hat, kann es durchaus sein, dass man vereinzelt Werbung für Schwangerschaftsartikel, Babyhygiene etc. angezeigt bekommt.

Doch auch das ist ein neues Thema. Wenn Ihr ein wenig eurer aufgegebenen Privatsphäre zurück haben wollt, dann schaut euch schon mal den Messenger SimpleX an. Man kann auch über diesen Messenger direkt mit den Entwicklern in Kontakt treten und Vorschläge unterbreiten, was einem noch so fehlt.
Aktuell kann ich bspw. nicht die Smartphone-App mit der Desktopvariante für den PC synchronisieren. Das soll aber mit der Version 5.4 oder 5.5 umgesetzt sein.

Ach, und noch ein Vorteil, den SimpleX gegenüber den anderen hat: Ich kann den Zugriff auf den Messenger lokal sperren. Heißt, bevor ich den bspw. nutzen kann, muss ich meinen Fingerabdruck, Pin oder sonstiges verwenden, um Zugriff auf die App zu bekommen. So kann kein dritter meine Nachrichten lesen, sollte mein Smartphone mal irgendwo rumliegen.

Anonym chatten geht nicht, gibt es nicht

by Christian time to read: 9 min
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