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Was rauchen die eigentlich bei der Bahn?

Gut, die Frage ist etwas provokativ gestellt und eigentlich weiß ich auch, dass die in Ihrer eigenen Welt leben. Es reicht aber nie mehr, als für ein Kopf schütteln, wenn so ein Bahn „Kevin“ mal wieder etwas von sich gibt.

Heute Morgen habe ich dann auf Facebook den Link zu einer Pressemitteilung des Vereins „Die Güterbahnen“ gelesen, die von einem befreundeten Fuhrmann verlinkt wurde. Und egal welche Bahn es ist, die scheinen alle für die „normalen“ Menschen immer für einen Lacher gut zu sein. Da passt der Spruch: Wenn Du Tod bist, merkst Du davon nichts, aber für Dein Umfeld ist das besonders schlimm. Genauso ist es, wenn Du dumm bist.

Erhöhte Lkw-Maut: das sinnvollste Gesetz seit Jahren

Ich wollte heute eigentlich einen Artikel über VPN (Virtual Private Network) schreiben, aber dann kam mir, wie oben erwähnt, die Pressemitteilung in die Finger. Nun ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

So lautet der Titel der Pressemitteilung. Ich gehe hier jetzt nicht 1 zu 1 auf den Inhalt ein. Denn der Vorstandsvorsitzende Ludolf Kerkeling wirft den Spediteuren vor, sie würden unseriöse Panikmache betreiben.

Kerkelings Rechnung hat Lücken

Ich weiß nicht, ob es aufgrund des Namens gewisse verwandtschaftliche Verhältnisse zu dem deutschen Komiker Hans-Peter-Wilhelm „Harpe“ Kerkeling gibt. Zumindest, wenn man die Pressemitteilung so liest, könnte man schon fast diese Überlegungen in Betracht ziehen, allerdings nichts unterstellen. Ich will hier niemanden diskreditieren. Nur für Leute, die eben nicht bei der Bahn sind und selbige eben nicht als das Allheilmittel für alle gesellschaftlichen Probleme sehen und auch einen etwas differenzierteren Blick auf die Dinge haben, sind viele Äußerungen von Bahnmitarbeitenden, nun ja… recht merkwürdig.

Alleine schon die Tatsache, dass Herr Kerkeling das Gesetz zur Subventionierung der Bahn als sinnvoll erachtet, zeigt, dass man vor den hausgemachten Bahnproblemen die Augen verschließt. Ja, mag sein, dass die Sparmaßnahmen in den letzten 40 Jahren von oben diktiert wurden. Es ändert jedoch nichts daran, dass bei der Bahn sehr viele ewig-gestrige am Werk sind, die immer noch in den Glanzzeiten der Bahn leben, als diese noch Konkurrenzfähig war.

Ich kenne auch noch die Zeiten, wo bspw. Sammelgut mit der Bahn durch ganz Deutschland transportiert und dann nur über die „Letzte Meile“ mit dem LKW zum Empfänger gebracht wurde.

Warum hat jetzt die Rechnung von Herrn Kerkeling Lücken?

Sollten Preiserhöhungen von Alltagsgütern mit der Mauterhöhung begründet werden, könnte es sich um Verbrauchertäuschung handeln. Einem Gutachten des Bundesverkehrsministeriums zufolge würde selbst eine Verdoppelung der Maut im Schnitt nur 0,1 Prozent des im Lkw transportierten Warenwerts ausmachen. Wir rechnen mit maximal 1,50 Euro Mehrkosten pro Kopf und Monat.

Pressemitteilung Die Güterbahnen

Was hier außer Acht gelassen wird: Ein fertiges Produkt besteht in der Regel aus mehreren anderen Produkten. Das trifft nicht auf alles zu, aber für den Großteil schon.

Beispiel: der Joghurt. Bei allen gelieferten Zutaten fällt Maut an für die jeweilige Lieferung. Für die Milch, die Früchte, die Becher, die dem Hersteller auch schon Maut gekostet haben, für die Rohmaterialien. Dazu kommen noch diverse andere Rohstoffe, die auch wieder an anderen Stellen Maut gekostet haben. Dass das irgendwo in den jeweiligen Verkaufspreisen drinsteckt, sollte klar sein.

Und was Herr Kerkeling auch nicht berücksichtigt: die anfallenden mautpflichtigen Leerkilometer. Die werden auch irgendwo eingepreist. Somit kommt Herr Kerkeling mit seinen „Mehrkosten“ von 1,50 € pro Kopf und pro Monat nicht hin. Auch wenn er sich da auf Informationen der Bundesregierung beruft.

Denn es gibt auch Politiker, die Rechnen mit einer Mehrbelastung von 400 bis 500 € für eine 4-köpfige Familie.

Es sind nicht nur alles Mautkosten

Dinge des täglichen Bedarfs in einem Supermarkt

Klar sollte sein, dass die Dinge des täglichen Bedarfs nicht nur wegen der Maut teurer werden. Es sind bspw. nicht nur bei den Bürgern die Energiekosten gestiegen, sondern auch beim produzierenden Gewerbe. Hinzu kommen Mehrkosten für die Rohstoffe.

Und auch wenn ein Herr Kerkeling hier die Mauterhöhung als das sinnvollste Gesetz erachtet, ist es das noch lange nicht. Nicht nur, weil die Konkurrenz hier eine marode Unternehmensstruktur subventionieren muss, die über Jahrzehnte nichts im Hinblick auf moderne Logistik dazu gelernt hat. Sondern weil die Bahner auch immer wieder vergessen: Auch die Bahn ist nach wie vor in vielen Bereichen auf den LKW angewiesen. Nicht jedes Unternehmen hat einen Bahnanschluss, nicht jedes Unternehmen kann sich in der heutigen Zeit, wo Just In Time Programm ist, darauf warten, dass die Bahn sich irgendwann mal dazu bequemt, einen oder auch mehrere Waggons zu stellen. Es ist nicht nur die Vorlaufzeit, die die Bahn braucht, bis man einem produzierenden Betrieb etwas zur Verfügung stellen kann, sondern auch die Preise.

Herr Kerkeling hat zwar recht mit der Aussage, dass ein Straßenverkehrsunternehmen seine Kosten genau kalkulieren muss. Dass die Bahn das nicht muss, ist der Tatsache geschuldet, dass jährlich Millionen Euro an Steuergelder in diesem Unternehmen versenkt werden, ohne dass mal einer auf die Idee kommt, mit diesem Unternehmen wirtschaftlich zu arbeiten. Die Deutsche Bahn AG hat im Jahr 2021 7,9 Milliarden Euro Investitionsgelder bekommen. 2022 waren es 8,4 Milliarden Euro! Und das für eine staatliche Aktiengesellschaft.

Die Mauterhöhung soll in den nächsten 3 Jahren (2024 bis 2027) Mehreinnahmen von 26,61 Milliarden Euro in die staatlichen Kassen spülen. Und das nur für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen.

Keine Konkurrenz

Es ist jetzt nur meine eigene Meinung, aber für mich wird aufgrund der aktuellen Strukturen die Bahn keine Konkurrenz für den LKW sein. Gründe dafür, mit denen ich nicht zwangsläufig richtig liegen muss, sind:

  1. Pünktlichkeit
  2. zu hohe Kosten für die Wirtschaft
  3. nicht flexibel
  4. Nur für Massengüter auf langen Strecken interessant

zu 1: Pünktlichkeit. Nicht nur im Personenverkehr hat die Bahn Probleme mit der Pünktlichkeit. Im Güterbereich auch. Es bringt der Wirtschaft nichts, wenn man mit der Bahn zu lange Vorlaufzeiten hat, bis man mal den einen oder anderen Waggon bekommt. Wenn ich heute einen für morgen bestelle, damit der übermorgen beim Kunden ist, dann sieht es bei der Bahn schon schlecht aus.

zu 2: hohe Kosten für die Wirtschaft: Es sind nicht nur die Transportkosten, die die Bahn nicht mal ansatzweise in die Nähe der Konkurrenzfähigkeit zum LKW setzt. Auch die Kosten, damit ein Unternehmen überhaupt mal Bahngleise bekommt, sind um ein Vielfaches höher, als wenn man mal eben eine Straße asphaltiert.

zu 3: Nicht flexibel: Die Bahn ist nicht flexibel genug. Heute bei der Bahn anrufen und für heute Mittag einen Waggon bestellen? Lustig. 14 Tage Vorlaufzeit brauchen die für Ihre Planung. Heißt also, wenn ich als produzierendes Unternehmen einem Kunden kurzfristig schnell mit Materialien aushelfen muss, nehme ich lieber den LKW. Dazu kann man mit der Bahn aus Kostengründen nicht mal eben nur ein Paket verschicken, was mit dem LKW problemlos machbar ist, was uns zu Punkt 4 führt: Aufgrund der hohen Transportkosten der Bahn ist es nur interessant, wenn ich mehr als nur 10 Pakete oder Paletten für einen Kunden habe, die Bahn zu nehmen. Auf den LKW kann ich da dennoch nicht verzichten, wenn ich und / oder mein Kunde ebenfalls keinen direkten Bahnanschluss habe.

Hinzu kommt: Die meisten Transporte, die mit einem LKW durchgeführt werden, finden im Bereich von 150 km statt. Dazu zählt nicht der Transitverkehr, der sich auf unseren Autobahnen befindet. Den könnte man bspw. mit einem Intermodalen Verkehr von den Straßen holen.

Zum Schluss

Ich weiß, eigentlich sollte ich mich als Fahrer nicht in die Mautsache einmischen, denn letztlich muss ich sie ohnehin mitbezahlen. Mir geht es nur auf den Keks, dass Politik und auch die Bahner die Mauterhöhung relativieren müssen, nur um ein Gesetz zu rechtfertigen, was auf einer „Grünen Ideologie“ basiert, auch wenn es von der CSU kommt. Ich kann jetzt nur mutmaßen, dass dieser CSU-Minister für diesen Gehirnfurz ordentlich abkassiert hat. Maut war ja ohnehin sein „Ding“….

Und durch die etwas über 4 Milliarden Euro, die nun zusätzlich jedes Jahr in dem Fass ohne Boden Namens Deutsche Bahn versenkt werden sollen, wird der Laden auch nicht konkurrenzfähiger.

Allerdings, wenn ich durch ein Gesetz Unmengen an Kohle in den Arsch geschoben bekomme, dann finde ich das Gesetz auch toll…

Was rauchen die eigentlich bei der Bahn?

by Christian time to read: 12 min
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